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Klaus J. Bade, Jochen Oltmer, Normalfall Migration: Texte zur Einwandererbevölkerung und neue Zuwanderung im vereinigten Deutschland seit 1990, Bundeszentrale für Politische Bildung bpb 2004

„Die russischen Künstler in Deutschland“. Artikel vom 24. Januar 1920 in der der katholischen Zentrumspartei nahe stehenden Tageszeitung „Germania“

„Die Invasion russischer Künstler in Deutschland, zuerst wegen ihrer anregenden Kraft hoffnungsvoll begrüßt, beginnt ihre unangenehmen Folgen für unsere deutschen bildenden Künstler zu haben. Es ist ja nicht so, daß die bedeutenden Meister junger russischer Kunst die wir unter uns sehen, die Kandinsky, Chagall, Archipenko, die Dekorationsmeister der russischen Kleinkunstbühnen, sich an ihr russisches Publikum in unserer Mitte wenden. Wie das deutsche Kunstpublikum nun einmal ist, bewundert und bezahlt es jene Russen viel eher und lieber als die ihnen immerhin gleichwertigen, wenn nicht überlegenen deutschen Künstler. Und so kommt es, daß unsere russischen Gäste ihren deutschen Kollegen einfach das Brot wegnehmen in einer Zeit, wo Schmalhans in so gut wie allen deutschen Kunsthandlungen Küchenchef ist. Es fordert die Kritik geradezu heraus, wenn deutsche Kunsthandlungen eben jene russische Kunst zum Nachteil der deutschen in den Vordergrund stehen, in einer Weise, wie es in jenen viel berufenenen Zeiten der Pflege großer französischer Malerei in unseren Kunstsalons nicht üblich war. Was hätte man damals gesagt, wenn ein großer Kunstladen Unter den Linden sich aufgetan und in seiner ersten Ausstellung nicht das Schaffen unserer heimischen Meister, sondern irgendwelche Franzosen dargeboten hätte.

So aber steht es heute. [...] Wir brauchen nicht ungastlich zu sein gegenüber unseren russischen Gästen, wir können sie schätzen, so wie sie es verdienen, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir in Zeiten eines nie dagewesenen Notstandes aller geistigen Arbeiter zu allererst für unsere eigenen Künstler und für unsere deutsche Kunst zu denken und zu sorgen haben.“

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