Weiterentwicklung der eigenen Fertigkeiten bei Beratungsaufgaben in einem
multikulturellen Umfeld
1 Über diese Lerneinheit
2 Reflektion: Meine eigene Kultur
3 Handeln: Suche nach Beratungsmodellen und -fähigkeiten
4 Schriftliche Aufgabe
5 Weitere Schritte
1 Über diese Lerneinheit
Die vorausgegangene Lerneinheit 1 befasst sich mit der notwendigen Beschaffung
von Informationen verschiedener Art, damit Sie Ihre Klient/innen beraten
und Ihren eigenen Wissensstand verbessern können. In
Lerneinheit
1 wurde Ihnen auch nähergebracht, wie wichtig es bei Folteropfern oder
Menschen mit Traumata ist, nicht selbst zu versuchen, die damit zusammenhängenden
Probleme zu lösen oder zu behandeln. Es ist durchaus möglich, dass der Klient/die
Klientin keine psychotherapeutische Behandlung durch einen speziellen Dienstleister
wünscht, weil eine solche Behandlung als stigmatisierend empfunden wird.
In solchen Fällen müssen Sie sich die Tatsache der Foltererfahrung und Traumata
immer wieder bewusst machen, auch wenn Sie eine angemessene Beratung nicht
selbst anbieten können - es sei denn, Sie sind ausgebildete/r Psychotherapeut/in.
Diese Lerneinheit dreht sich um die Fertigkeiten, die man braucht, wenn
man in einem multikulturellen Umfeld Beratungsleistungen anbietet. Es soll
untersucht werden, wie man Flüchtlingen, Asylbewerber/innen und Migrant/innen
bei Richtungsentscheidungen in Sachen Bildung, Ausbildung und Erwerbstätigkeit
helfen kann. Auch soll in der vorliegenden Lerneinheit eine ganzheitliche
Sichtweise der Klientenbedürfnisse eingenommen werden, d.h. es soll die
Frage geprüft werden, wie Nicht-Fachberater/innen Klient/innen durch Überweisung
an die zuständigen Behörden behilflich sein können bei der Wohnungssuche
oder bei häuslicher Gewalt. Auf der Web-Seite sind Links zu Organisationen
angegeben, die sich auf die genannten Bereiche spezialisieren, wobei empfohlen
wird,
vor Ort nach Behörden und Organisationen zu suchen.
Ihre vordringlichen Fragen lauten: Welche Arbeitsmethoden und -prozesse
sind am besten für die Klient/innen-Zielgruppe geeignet, die bei dieser
Lerneinheit im Mittelpunkt steht? Mit welchen zusätzlichen Bedürfnissen
können Sie bei dieser Zielgruppe rechnen? Welche Aufgaben können Sie selbst
übernehmen und für welche können Sie an andere Behörden oder Organisationen
verweisen?
Lernziele
- Verständnis von kultureller Vielfalt und den Besonderheiten einer Beratungstätigkeit
in einem multikulturellen Umfeld;
- Fähigkeit, zwischen verschiedenen Beratungsangeboten bzw. -ansätzen
zu unterscheiden und diese zu verstehen;
- Verständnis dafür, wie sich die Geschlechtszugehörigkeit für Ihre Klient/innen
auswirken kann.
2 Reflektion: Meine eigene Kultur
Was ist Kultur? Inwieweit wirkt sich Kultur auf Beratungstätigkeit, Bildung
und Arbeitsleben aus?
In welcher Kultur lebe ich? Wie wirkt sie sich auf Bildung, Ausbildung
und Erwerbstätigkeit in meinem Land aus? Gibt es in meinem Land einen einheitlichen
Begriff von Arbeitskultur oder gibt es viele verschiedene?
Stellen Sie sich vor, Sie kommen als Flüchtling oder Migrant/in in ein
anderes Land. Welche Aspekte Ihrer eigenen Kultur könnten Sie selbst oder
einen Berater/eine Beraterin in jenem Land vor Herausforderungen stellen?
Denken Sie über Vorurteile und Klischees nach: Welche klischeehaften
Vorstellungen hat ein ausländischer Klient/eine ausländische Klientin möglicherweise
von Ihnen? Welche Gefühle löst das bei Ihnen aus?
Halten Sie ihre Gedanken stichpunktartig schriftlich fest und schicken
Sie den Bericht, wenn Sie wollen, per E-Mail an Ihren Tutor/Ihre Tutorin
oder Ihre Tutorengruppe.
3 Handeln: Suche nach Beratungsmodellen und –fähigkeiten
Zunächst sollen Sie sich an eine erfolgreiche Beratungssituation in einem
multikulturellen Umfeld erinnern, die Sie gestaltet haben: In welchen Punkten
empfanden Sie Ihre Beratung als gelungen und woher
wissen
Sie, dass sie gelungen war?
Überlegen Sie dann, ob Sie eine bestimmte Beratungsmethode oder ein Beratungsmodell
benutzt haben. Die gewählte Herangehensweise hat in jener Situtation gut
funktioniert - aber würde sie auch bei anderen Klient/innen gleichermaßen
gut funktionieren? Es könnte beispielsweise sein, dass nicht ein und dasselbe
Modell oder die gleichen Beratungsverfahren und -prozesse gleichermaßen
gut bei Flüchtlingen, Asylbewerber/innen und Migrant/innen funktionieren
würden. Welche anderen Modelle gibt es?
Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten haben Sie eingesetzt? Wäre die Beratung
Ihrer Einschätzung nach möglicherweise noch besser verlaufen, wenn Sie über
noch mehr Fertigkeiten verfügen würden? Welche Art von Fertigkeiten sollten
das Ihrer Meinung nach sein?
Suchen Sie im Internet nach Beratungsmodellen und -methoden für den Einsatz
in einem multikulturellen Umfeld. Wir haben hierzu Material ins Netz gestellt
und verweisen dort auch auf zusätzliche Links zu anderen Web-Seiten, die
von Nutzen sein dürften. Außerdem können Sie im Internet mit Hilfe von Suchmaschinen
wie Google und Altavista nach weiteren für Sie wertvollen Informationen
suchen. Für diese Sites sollten Sie Lesezeichen (bookmarks) anlegen, damit
Sie später leicht erneut darauf zugreifen können. Auch die Liste der Lesezeichen
sollte gut organisiert sein.
So können Sie anfangen:
Welche zusätzlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten
brauche ich, um Migrant/innen eine gute Beratungsleistung anbieten zu können?
In Bereichen, in denen Migrant/innen im Zuwanderungsland
bestimmte Rechte besitzen - wo wird es für meine Klient/innen vermutlich
Probleme geben bei dem Versuch, tatsächlich Zugang zu bekommen zu Beratungsleistungen,
Bildungs- und Ausbildungsangeboten und Erwerbsmöglichkeiten? Welche Änderungen
kann ich und kann die Organisation, für die ich tätig bin, herbeiführen,
um diese Probleme zu überwinden?
Haben Frauen und Männer unterschiedliche Bedürfnisse
in Sachen Beratung?
Wenn Sie herausgefunden haben, welche Informationen es gibt und was davon
für Ihre Arbeit am relevantesten ist, können Sie die schriftliche Aufgabe
angehen.
4 Schriftliche Aufgabe
Schreiben Sie einen 3-5-seitigen (DIN A 4) Bericht mit folgenden Kapitelüberschriften:
1. Die oben beschriebenen Prozesse, die am besten meine jetzige (oder
frühere) Arbeitsweise wiedergeben;
2. Teile meiner praktischen Arbeit, die verändert werden könnten, um
den Bedürfnissen von Flüchtlingen, Asylbewerber/innen und Migrant/innen
besser gerecht zu werden;
3. Wie meine praktische Arbeit der Tatsache Rechnung tragen sollte, dass
ich mit einer heterogenen Gruppe von Klient/innen und deren sehr unterschiedlichen
Bedürfnissen zu tun habe.
Schicken Sie Ihren Bericht innerhalb der vereinbarten Frist per E-Mail
an Ihren Tutor/Ihre Tutorin.
5 Weitere Schritte
Um herauszufinden, wie Ihre Organisation Sie bei Ihrer Arbeit mit dieser
Gruppe von Klient/innen unterstützen kann, machen Sie weiter mit
Lerneinheit
3: Erstellen einer Vision für den praktischen Umgang mit den Bedürfnissen
von Flüchtlingen, Asylbewerber/innen und Migrant/innen in Organisationen.